Weltneuheit: E Bikes mit Wasserstoff Antrieb
Weltneuheit: E Bikes mit Wasserstoff Antrieb
Es gibt eine hochinteressante Innovation auf dem E Bike Markt: Kürzlich wurden erste Prototypen von Elektrofahrrädern präsentiert, die nicht mehr durch konventionelle Akkus, sondern durch Wasserstoffantriebe versorgt werden. Der Vorteil: Die neuen Antriebe lassen sich innerhalb weniger Minuten aufladen, aber haben dabei trotzdem eine hohe Reichweite von rund 100 Kilometern. Außerdem kann in den meisten Fällen auf konventionelle Antriebsbatterien mit ihrer begrenzten Lebensdauer und aufwändigen Entsorgung verzichtet werden. Darüber hinaus lässt sich Wasserstoff umweltfreundlich und nachhaltig erzeugen, z.B. per Elektrolyse mittels Windenergie oder aus der Reformierung von Biogas - die CO2-Bilanz ist somit sogar besser als der Energiemix des deutschen Netzstroms, der zur Aufladung herkömmlicher E Bike Akkus dient.
Aus diesem Grund halten wir es für sehr wahrscheinlich, dass Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellen-E-Bikes in Zukunft eine immer größer werdende Rolle auf dem Markt spielen dürften. Erste Prototypen möchten wir Ihnen an dieser Stelle kurz präsentieren:
Das „Gitane Alter Bike“ – Ein Wasserstoff E Bike von Pragma Industries
Einer der ersten Hersteller, der Prototypen von Wasserstoff E Bikes entwickelt hat, ist die französische Firma Pragma Industries. Dieses Unternehmen entwickelte und produzierte zuvor nur Brennstoff- und Wasserstoffzellen, aber jetzt entwickelte die Firma in Kooperation mit dem Batteriehersteller Ventec und dem Bikeproduzenten Cycleurope den Prototypen eines Wasserstoff E Bikes namens „Gitane Alter Bike“. Der erste Prototyp „Alpha“ soll zunächst mit 100 Exemplaren an den Start gehen, 2017 sollen dann schon 1.000 Modelle auf den Markt kommen.
Beim „Gitane Alter“ Wasserstoff E Bike schaffte es Pragma Industries, die, z.B. von Toyota verwendete, PEM („Proton Exchange Membrane“) Batterie so zu verkleinern, dass sie auch bei E Bikes eingesetzt werden kann. Der gespeicherte Wasserstoff wird direkt in die PEM geleitet und dort zwecks Erzeugung von Elektrizität gespalten. Überschüssige Energie wird dann in einer Li-ion Batterie gespeichert. Beim Ausstoß soll es sich laut Unternehmensangaben um reinen Wasserdampf handeln. Das Gitane Alter Bike soll in zwei verschiedenen Versionen auf den Markt kommen, nämlich „City“ und „Speed“.
Das Linde-H2-Bike
Auch der Technologiekonzern Linde, der seit vielen Jahren auf dem Gebiet der emissionsfreien Mobilität forscht, hat kürzlich in Berlin ein selbst entwickeltes Wasserstoff E Bike präsentiert, bei dem die herkömmliche Batterie durch eine kompakte Brennstoffzelle ersetzt wurde. Die Brennstoffstelle erzeugt den Strom, der zur Unterstützung des Fahrers dient, aus Wasserstoff und Sauerstoff, der wiederum aus der Umgebungsluft gewonnen wird. Das Erstaunliche: Schon 34 Gramm des mitgeführten Wasserstoffgases sollen eine Reichweite von mehr als 100 Kilometern ermöglichen! Das Befüllen der Wasserstoffflasche soll gerade einmal sechs Minuten dauern – also viel weniger als bei herkömmlichen E Bike Akkus, die ja in aller Regel mehrere Stunden aufgeladen werden müssen! Der innovative Antrieb des Linde H2 Bikes ist übrigens komplett emissionsfrei. Linde hat angekündigt, von dem H2-Bike zunächst eine limitierte Prototypenserie zu produzieren.
Das GERNWEIT „Ped-Hy-lec“
Dieses Wasserstoff E Bike, das von dem kleinen Neusser Unternehmen Gernweit entwickelt und produziert wurde, soll schon in Kürze verkaufsreif sein. Im Unterschied zum Linde-H2-Bike wird das Gernweit Ped-Hy-lec mit zwei unabhängig voneinander nutzbaren Wasserstoffflaschen ausgerüstet sein – das hat den Vorteil, dass man unterwegs immer eine Reserve hat.
Die Entwicklung der GERNWEIT Wasserstoff-Räder begann übrigens schon im Jahre 2008. In die Entwicklung der neuen Modellgeneration ist sogar die Abteilung Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie der Hochschule RheinMain maßgeblich involviert. Das Gernweit Wasserstoff Rad ist mit einem 250W Motor ausgestattet, der den Fahrer bis zu einem Tempo von 25 km/h unterstützt – genau wie bei „normalen“ batteriebetriebenen E Bikes.
Die Vorteile von E Bikes mit Wasserstoff-Antrieben / Brennstoff-Zellen auf einen Blick:
- Die Ladezeiten (Befüllung der Wasserstoffflaschen) sind sehr kurz (wenige Minuten)
- Hohe Reichweite (über 100 Kilometer)
- Sehr umweltfreundlich
- Keine Selbstentladung wie bei herkömmlichen Batterien
- Begrenzte Lebensdauer und aufwändige Entsorgung herkömmlicher Akkus entfällt
Ein generelles Problem bei E Bikes mit Wasserstoff Antrieb ist allerdings, dass in Zukunft unbedingt noch eine flächendeckende Lade-Infrastruktur mit Wasserstoff-Tankstellen geschaffen werden muss. An diesen Tankstellen sollen E Bike Fahrer Ihre Bikes dann nicht mehr an Steckdosen aufladen, sondern die Wasserstoffkartuschen tauschen können. Aus diesem Grunde haben sich deutschlandweit bereits sechs namhafte Firmen (Total, Shell, Daimler, Air Liquide, Linde, OMV) im Rahmen der H2-Mobility Initiative zusammengeschlossen. Erklärtes Ziel ist, bis zum Jahre 2023 ca. 400 Wasserstoff-Tankstellen einzurichten. Der Technologiekonzern Linde hat übrigens bereits rund 100 Wasserstofftankstellen in 15 Ländern eingerichtet. Zumindest in Sachen Wasserstoff-Tankstellen dürfte sich die Situation in absehbarer Zeit also deutlich verbessern.
Aber: So vielversprechend die neuen E Bike Wasserstoff-Antriebe auch sind, sie haben noch einen anderen Nachteil: Die derzeit erhältlichen Modelle sind ausgesprochen teuer. Das Gernweit Ped-Hy-Lec soll voraussichtlich mindestens 7.000 Euro kosten. Bei der kleinen Prototypauflage vom Linde H2 Bike soll der Preis ähnlich hoch liegen. Bei derart hohen Anschaffungskosten ist es leider recht unwahrscheinlich, dass sich die Wasserstofftechnik bei E Bikes in naher Zukunft durchsetzen wird. Dies wäre schade, denn diese innovative Technik hat eine Menge Vorteile (siehe oben). Da bleibt nur zu hoffen, dass die Hersteller Mittel und Wege finden, Wasserstoff E Bikes billiger zu produzieren, so dass sie kostengünstiger verkauft werden können. Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass Wasserstoff-Auffüllstationen endlich flächendeckend verfügbar sein werden.