Kritik an schlechten E Bike Testergebnissen

Im der Juni-Ausgabe der Zeitung „test“ (Ausgabe 6/2013) veröffentlichte Stiftung Warentest einen Testbericht, der bei vielen E Bike Fahrern und potentiellen Käufern z.T. für erhebliche Verunsicherung gesorgt hat. In dem Test wurden 16 E Bikes bzw. Pedelecs im Wert von 700 Euro bis 2690 Euro getestet, wobei gleich 9 Modelle, also mehr als die die Hälfte, die Note „mangelhaft“ erhielten.

Schuld waren vor allem gravierende Mängel wie Rahmenbrüche (2x), Lenkerbrüche (3x) und zu schwache Bremsen (3x). Außerdem stellten sich 4 der getesteten E Bikes als Störsender heraus, welche in einem Radius von 100 Metern den Funkverkehr von Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr erheblich stören könnten. Nur zwei E Bikes erhielten die Note „gut“ und drei weitere die Note „befriedigend“. Grundlage der Testergebnisse war ein Belastungstest über 20.000 Kilometer, was einer durchschnittlichen Fahrstrecke von 11 Kilometern pro Tag bei einer vorausgesetzten Lebensdauer von fünf Jahren entspricht. Bei den schlechten Testergebnissen wundert es nicht, dass es bei vielen Kunden zu erheblichen Verunsicherungen kam – tatsächlich berichtet Susanne Eickelmann vom Verband des Zweiradhandels, dass bei manchen Händlern E Bikes „abbestellt und Kaufentscheidungen vertagt“ wurden. Es wird sogar befürchtet, dass infolge der schlechten Testergebnisse der E Bike Verkauf hinter den Zahlen von 2012 zurückbleiben könnte.

Es darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass die Stiftung Warentest Testergebnisse nicht lange unwidersprochen blieben – mittlerweile haben viele Hersteller der durchgefallenen E Bikes Erklärungen verschickt, in denen die Testergebnisse angezweifelt werden. Bemängelt wurden in erster Linie die laut Ansicht der Produzenten zu harten Prüfbedingungen - ein süddeutscher Radhändler, der allerdings namentlich nicht genannt werden möchte, sprach sogar von einem „Kaputtmachtest“.

Stiftung Warentest Pedelecs im Test

Im Allgemeinen bemängelten die Hersteller, dass die Testbedingungen nicht dem Praxisgebrauch entsprechen würden – ein Beispiel ist die Schweizer Firma Biketec AG, deren E Bike der Marke Flyer mit der Note „mangelhaft“ bewertet wurde, da im Belastungstest die „Ausfallenden“ gebrochen seien. Laut Aussage von Biketec-Geschäftsführer Kurt Schär sei dieser Defekt allerdings absolut nicht nachvollziehbar und noch nie vorher registriert worden. Konkret bemängelte Schär, dass Stiftung Warentest ihm nur unvollständige technische Angaben zum Test bereitgestellt habe (was diese allerdings bestreitet). Darüber hinaus hätten die E Bikes des Unternehmens in anderen Tests gute Bewertungen erhalten. Auch das Unternehmen Fischer, dessen E Bike wegen eines „Gabelanrisses“ mit „mangelhaft“ bewertet wurde, kritisierte, dass die Testkriterien viel strenger als bei anderen Tests gewesen seien – kurz, die Prüfbedingungen würden nicht den realen Bedingungen entsprechen, denen E Bikes im Alltagsgebrauch ausgesetzt wären. Außerdem wurde bemängelt, dass Stiftung Warentest den Test in Partnerschaft mit der Autolobby schlechthin, nämlich dem ADAC, durchgeführt habe – laut Ansicht von Produzenten, Händlern und Verbänden musste es dabei geradezu zwangsläufig zu einem E Bike Verriss kommen. Wie zu erwarten, hat Stiftung Warentest entsprechende Kritikpunkte energisch zurückgewiesen.

Die Stiftung Warentest Studie hat auch positive Auswirkungen

Unserer Ansicht nach hat die von Stiftung Warentest durchgeführte Studie trotz der erwähnten Kritikpunkte auch etwas Positives: Immerhin werden die Hersteller durch den Test auf mögliche Schwachstellen der E Bikes aufmerksam gemacht. Dies gibt den Produzenten die Möglichkeit, eventuelle Mängel zu beseitigen, wodurch die E Bikes auf lange Sicht noch besser und sicherer werden. Ein weiterer Vorteil: Um den Besorgnissen der Kunden entgegenzuwirken hat z.B. die Biketec AG die Garantie für sämtliche E Bikes auf ganze 10 Jahre (!) erhöht – und das gilt sogar für alte Modelle. Daran sieht man, dass der Anbieter wirklich von der Qualität seiner E Bikes bzw. Pedelecs überzeugt ist.

Aufgrund der genannten Einwände namhafter Hersteller sollten die Testergebnisse der Stiftung Warentest Studie also keineswegs kritiklos hingenommen werden. Außerdem darf man nicht vergessen, dass nur eine recht kleine Anzahl von E Bikes bzw. Pedelecs getestet wurde – ob die schlechten Testergebnisse wirklich repräsentativ sind, darf schon aus diesem Grunde bezweifelt werden. Grundsätzlich rät unser Team von E Bike Testsieger, in jedem Fall mehrere voneinander unabhängige Testberichte zu Rate zu ziehen und sich bei seiner Kaufentscheidung nicht nur auf einen einzelnen Test (wie den von Stiftung Warentest) zu verlassen.

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