E Bike Hersteller kritisieren Stiftung Warentest sehr hefitg
E Bike Hersteller kritisieren Stiftung Warentest zum Teil sehr heftig
Mittlerweile erheben gleich drei renommierte E Bike bzw. Pedelec-Hersteller massive Vorwürfe gegen die schlechten Stiftung Warentest Testergebnisse zum Thema E Bikes.
Zur Erinnerung: Im Juni 2013 unterzog Stiftung Warentest gemeinsam mit dem ADAC 16 E Bikes einem Vergleichstest, wobei gleich 9 Modelle die Note „mangelhaft“ bekamen – als Gründe wurden Rahmen- und Lenkerbrüche, schlechte Bremsen sowie Strahlungsemissionen genannt, die angeblich den Funkverkehr von Polizei, Krankenwagen oder Feuerwehr stören würden. Zwei weitere E Bikes wurden mit „ausreichend´“, drei weitere mit „befriedigend“ und nur zwei Modelle mit der Note „gut“ bewertet.
Diese Testergebnisse führten bei potentiellen Kunden zu erheblicher Verunsicherung und E Bike Hersteller beklagten als direkte Folge z.T. existenzbedrohende Umsatzeinbußen in Millionenhöhe. Doch nun regt sich erheblicher Widerstand gegen die Stiftung Warentest Studie. Tatsächlich haben die drei Branchenführer Biketec, Derby Cycle und Bosch eBike Systems gerade auf einer Pressekonferenz in Berlin eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie schwere Vorwürfe gegen den von Stiftung Warentest und vom ADAC durchgeführten E Bike Test erheben. Laut Ansicht der Hersteller waren der angewendete Testaufbau katastrophal und die Ergebnisse darüber hinaus fehlerhaft interpretiert worden. Kritisiert wurden neben mangelnder Transparenz in erster Linie „praxisferne Tests“ und eine negativ aufgebauschte Berichterstattung. Laut Aussage der Branchenführer konnten die Testergebnisse mit Hilfe zertifizierter Prüfinstitute sogar mittlerweile widerlegt werden. Darüber hinaus bemängelten die genannten E Bike Hersteller, dass sie nicht mit den Testern von Stiftung Warentest zusammenarbeiten konnten, um die Ergebnisse nachzuvollziehen. Dies führte dazu, dass eine Überprüfung der Tests beträchtlich erschwert wurde.
Die Hersteller kritisierten vor allem, dass die Prüfbedingungen viel zu hart und absolut praxisfern gewesen wären. Beispielsweise betonte der betroffene Schweizer E Bike Hersteller Biketec, dass die Aussage zu einem Rahmenbruch an einem der getesteten E Bike Modelle aus der C-Serie (C5R Deluxe) jahrelangen positiven Erfahrungen widersprechen würde. Das Unternehmen hätte in den letzten 10 Jahren mehrere zehntausend Exemplare der C-Serie produziert, wobei es, laut Kenntnis des Herstellers, niemals zu einem Rahmenbruch am Ausfallende gekommen sein soll (gemeint ist das Teil, mit dem das Hinterrad am Rahmen befestigt ist). Laut Geschäftsführer Schär hätte Biketec in Nachtests die Stiftung Warentest Ergebnisse eindeutig widerlegen können: Laut Schär war die Art und Weise, in welcher der Rahmen in die Prüf-Apparatur von den Stiftung Warentest-Testern eingespannt wurde schlichtweg absolut ungeeignet – hier wäre vor der Veröffentlichung der Testergebnisse eine Rücksprache mit dem Hersteller dringend notwendig gewesen. Tatsächlich hat Biketec nach Veröffentlichung der negativen Stiftung Warentest-Ergebnisse umgehend reagiert und die Garantie auf ihre E Bike Rahmen sogar auf ganze 10 (!) Jahre verlängert – daran wird deutlich, dass das Unternehmen weiterhin absolut von der Qualität seines Produkts überzeugt ist.
Schadenersatzforderungen gegen Stiftung Warentest?
Biketec-Geschäftsführer Schär erklärte sogar, dass sich das Unternehmen Schadenersatzklagen gegen die Tester vorbehalte, da die (laut Ansicht von Biketec fehlerhaften) Testergebnisse zu existenzgefährdenden Schäden in Millionenhöhe geführt hätten.
Stiftung Warentest hat negative Testergebnisse z.T. korrigiert
Wie bereits erwähnt, behauptete Stiftung Warentest auch, dass einige der getesteten E Bikes den Funkverkehr stören könnten (betroffen waren Bosch Aggregate). Davon war der betroffene Hersteller Derby Cycle dermaßen überrascht, dass dieser identische Modelle und sogar die originalen Testräder nochmals prüfen ließ – und zwar bei demselben Institut, das auch die Tests für Stiftung Warentest durchgeführt hatte. Dabei zeigte sich, dass die betroffenen E Bikes zwar die üblichen Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung überschreiten würden, was aber den Funkverkehr von Polizei oder Rettungsdiensten in keinster Weise stören würde. Tatsächlich musste Stiftung Warentest ihre Behauptung über angebliche Störungen im Funkverkehr von Polizei und Rettungskräften mittlerweile auf ihrer Webseite korrigieren – daran zeigt sich, dass auch eine so renommierte Institution wie Stiftung Warentest keineswegs gegen Fehler gefeit ist.
Kritik auch vom Zweirad-Industrie-Verband
Auch der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) argumentierte, dass man davon ausgehen müsse, dass Stiftung Warentest Fehler bei den Prüfungen gemacht hätte. Bemängelt wurde u.a. mangelnde Transparenz; die Ergebnisse könnten nicht wirklich nachvollzogen und reproduziert werden. Außerdem hätte Stiftung Warentest Prüfverfahren verwendet, die nicht europäischen Normen entsprechen würden.
Erwartungsgemäß wies Stiftung Warentest jegliche Kritik an den Testergebnissen umgehend zurück und veröffentliche auf ihrer Webseite ein Statement, in dem betont wird, dass man unverändert zu den E Bike Testergebnissen stehen würde. Außerdem wird nochmal detailliert auf die genannten Kritikpunkte eingegangen.
Hier steht nun also Aussage gegen Aussage. Das Problem ist, dass es in Deutschland verschiedenste technische Normen für Fahrradbauteile, aber keinen Art TÜV oder eine spezielle Zulassungsstelle für Zweiräder gibt. In jedem Fall verdeutlicht die Kritik an der Stiftung Warentest Studie, dass man die Testergebnisse keinesfalls kritiklos hinnehmen und sich ein eigenes Bilde machen sollte. Hier stellt sich die grundsätzliche Frage, wer denn eigentlich Kontrolleure wie eben Stiftung Warentest kontrolliert? Immerhin haben sich viele der E Bike Testergebnisse von Stiftung Warentest in erneuten Tests offenbar als haltlos erwiesen – auch wenn Stiftung Warentest selber das z.T. anders sieht.
Lesen Sie auch:
- Die Kritik am Stiftung Warentest E Bike Test
- Stiftung Warentest revidiert teilweise E Bike Testergebnisse
- Panorama kritisiert die Ergebnisse der Stiftung Warentest (Sendung vom 13.02.2014)